Was benötige ich an Material und Knowhow für die Pflege der Kanten und des Belags meiner Skier? Erfahren Sie mehr im Interview mit Fachmann Thierry Clerc.

Grüezi Petra Muster

Am vergangenen Wochenende wurde traditionellerweise in Sölden die Ski-Weltcupsaison eröffnet. Ein sicheres Zeichen für die nahende Skitourensaison. Bis zu den ersten Touren anfangs Dezember bleibt noch ausreichend Zeit, die Ausrüstung bereit zu stellen. Dazu zählen auch gut präparierte Skier für die ersten Schwünge im stiebenden Schnee, zum Beispiel in einem der Tiefschneekurse mit Berg+Tal.


Wir haben beim Profi nachgefragt. Thierry Clerc, langjähriger Freund von Berg+Tal, gibt Einblick in sein Handwerk und verrät uns auch, ob der Küchentisch als Werkbank taugt. Doch lesen Sie selbst, wie die Pflege der Kanten und des Belages Ihres Touren- oder Freerideskis gelingt.


Nach der Arbeit das Vergnügen. Unser Multivisionspartner EXPLORA steht mit einem erneut sehenswerten Mix aus Abenteuer und Unterhaltung in den Startlöchern. Dazu mehr in dieser Ausgabe.

Vorbereitung auf die Skitourensaison

Skier präparieren für die erste Abfahrt

Thierry Clerc befasst sich seit vielen Jahren beruflich mit Wintersport, Skibindungen und Skis sowie deren Pflege. Im Gespräch mit Fernsicht-Redaktor Jürg Haltmeier verrät er die wichtigsten Kniffs und Tricks fürs Präparieren von Tourenskis.

Thierry, wir treffen uns hier in der «Skiklinik», deiner professionell eingerichteten Skiwerkstatt. Wie kam es dazu?

Nach meiner Erstausbildung arbeitete ich aus Passion für den Wintersport während sechs Jahren in Verbier in einer Skiwerkstatt. Anschliessend für acht Jahre beim Vertrieb einer bekannten Skimarke in der Zentralschweiz. Ich präparierte die Rennskier der unter Vertrag stehenden Juniorathleten sowie die Skier der VIP-Kunden. Nach einer längeren Verkaufstätigkeit bei Fritschi Swiss Bindings reduzierte ich 2018 mein Pensum und startete mit meiner Familie zusammen die «Skiklinik». Wir verfügen über einen Top-Maschinenpark und vermieten auch Skier und Snowboards für Familien, das heisst für Kinder und Erwachsene.

Da hast du wieder zu deinen Wurzeln gefunden! Ist es für uns Laien möglich, auf dem Küchentisch die Kanten und den Belag unserer Skier zu präparieren?

Ja und nein. Eine geeignete Klemmvorrichtung kann an jedem Tisch befestig werden. Die Arbeiten als solches verursachen viel Schmutz in Form von Belagsmaterial, Metallstaub und Wachsflocken. Ein Werkraum eignet sich besser!

Die Skiklinik im Portrait

Mit der «Skiklinik» hat sich Thierry Clerc den langjährigen Traum erfüllt, sein Knowhow als Servicemann und Wintersportexperte an Kundinnen und Kunden weiterzugeben.

Die «Skiklinik» ist die Adresse für professionellen Service und Vermietung im Aargau. Ihre Touren- und Abfahrtsskier werden vor Ort fachmännisch geschliffen, überprüft und gewartet.

Mit der modernen Steinschliffmaschine kann auf Ihre individuellen Bedürfnisse eingegangen und alles auf Ihr optimales Wintersporterlebnis abgestimmt werden.

www.skiklinik.ch

Was benötigen wir zum Präparieren der Skier?

Um richtig arbeiten zu können, empfehle ich dringend eine Klemmvorrichtung für die Skier. Diese kann an einer Werkbank oder einem Arbeitstisch befestigt werden.

Material für den Belag

Um Rillen und Löcher im Belag zu füllen, benötigen wir Reparaturstäbe und eine Abziehklinge aus Stahl.

Material für die Kanten

Für die Kanten empfehle ich ein kleines Gerät mit integrierter Feile und verstellbarem Schleifwinkel. Dazu noch eine Diamantfeile und einen kleinen Schleifklotz für das Feintuning.

Material für das Wachsen

Wachsen gelingt mit einem Universalwachs, einem Wachsbügeleisen, einer Abziehklinge aus Kunststoff und einer speziellen Belagsbürste.

Wie gehen wir nun genau vor?

Arbeitsschritte Belag

Zuerst befestigen wir die Skier mit dem Belag nach oben in der Klemmvorrichtung. Den Reparaturstab entzünden wir mit einem Feuerzeug und bewegen diesen schön gleichmässig entlang der Rillen und Löcher. Bei tiefen Schäden in Schichten arbeiten! Anschliessend ziehen wir das überschüssige Material ab.

Arbeitsschritte Kanten

Für die Kanten befestigen wir den Ski hochkant mit dem Belag zur von uns abgewandten Seite. Nun führen wir das Gerät mit der Kantenfeile mit mässigem Druck von hinten nach vorne und bearbeiten die Aussenkante mit einem Winkel von 88°. Besonders effektiv ist, eine Diamantfeile für einen zweiten Arbeitsgang zu verwenden. Zum Schluss brechen wir mit dem Schleifklotz von hinten und vorne (Kontaktpunkt mit dem Schnee) die Kanten auf 10cm Länge.

Arbeitsschritte Wachsen

Wir stellen nun unser Bügeleisen auf 130 Grad Wärme ein und fixieren die Skier wieder mit dem Belag nach oben. Wachs lassen wir über das diagonal gehaltene Wachsgerät in Zickzack-Linie auf die Skier tropfen. Danach bügeln wir in stetiger Bewegung das Wachs in den Belag ein, bis dieser vollständig bedeckt ist. Vor der Arbeit mit der Kunststoffklinge lassen wir die Skier vollständig auskühlen. Wichtig ist nun, das Wachs vollständig vom Skibelag zu entfernen. Mit der Bürste legen wir die Struktur des Belages wieder frei.

Welche Punkte sind besonders zu beachten?

  • Mit geeigneten Arbeitshandschuhen schützen sich nicht so geübte Handwerkerinnen und Handwerker vor Schnittverletzungen an den Händen.

  • Wenn in der Küche gearbeitet werden muss, unbedingt den Staubsauger bereithalten.

  • Standardmässig empfehle ich, die Seitenkanten mit einem Winkel von 88° zu bearbeiten. Wer mehr Kantengriff mag, kann auch 87° wählen.


Welche Fehler gilt es zu vermeiden?

  • Fluorhaltige Wachsprodukte schaden der Umwelt und dem Leim der Klebfelle. Ebenso Wachspartikel, die an den Klebefellen haften bleiben.

  • Besonders heikel ist auch, vor der Tour einen Wachsspray oder Flüssigwachs aus der Flasche zu verwenden. Auch hier bleiben Rückstände auf dem Klebefell. Wenn schon, den Skibelag auf dem Gipfel vor der Abfahrt behandeln.

  • Auf keinen Fall das Wachsbügeleisen auf dem Belag stehen lassen, sonst löst sich dieser ab und bildet Blasen.

  • Auf keinen Fall die Kanten auf der Belagsseite schleifen. Ist sehr schwierig und gelingt meist nur dem Experten.


Bei nassem Schnee kleben die Skier oft an der Oberfläche fest. Woran liegt das? Können wir unsere Skier dafür besonders präparieren?

Meist fehlt in diesem Fall die Struktur im Belag – oder dieser ist ausgetrocknet. Somit bildet sich ein Vakuum zwischen Ski und Schnee. Manchmal hilft hier das Wachs für hohe Temperaturen. Mit einem entsprechenden Skiservice wird die notwendige Struktur wieder in die Gleitfläche eingearbeitet.


Wann lohnt es sich, die Skier zum Skiservice zu bringen?

Kleinere Rillen oder Scharten an der Kante lassen sich gut selbst reparieren. Sobald es sich um grössere Schäden mit Löchern im Belag oder zerschlagenen Kanten handelt, hilft nur noch der entsprechende Skiservice weiter. Ein frisch präparierter Ski lässt sich viel besser fahren, besonders im niedrigen Tempobereich.


Muss die Bindung auch besonders gepflegt werden?

Gute Frage! Vor der Saison sollte eine Funktionskontrolle vorgenommen und der Sitz der Befestigungsschrauben kontrolliert werden. Die beweglichen Teile der Tourenbindung werden mit Vorteil mit einem kältefesten Schmiermittel behandelt. Wir sind bei Motorex fündig geworden. Die Infos dazu finden unsere Kunden auf der Fritschi-Webseite

Pflege und Wartung

Du hast früher professionell Skier für eine bekannte Skifirma präpariert. Hast du da noch eine kleine Geschichte für uns bereit?

Das ist schon lange her. Ja, da arbeitete ich manchmal unter grossem Zeitdruck. Genau zu so einem Zeitpunkt wurde mir ein Paar Skier gebracht mit dem Wunsch, diese unverzüglich zu präparieren. Nachdem ich zuerst abgelehnt hatte, erhielt ich vom CEO persönlich die Anweisung, die Skier sofort zu bearbeiten. Offensichtlich wartete der Chauffeur eines damals sehr bekannten Bundesrates darauf, die getunten Latten gleich wieder nach Bern mitzunehmen.


Ja super Thierry, hoffentlich ist der besagte Magistrat im Parlamentarier-Skirennen vorne reingefahren. Vielen Dank für deine wertvollen Tipps. Da können sich unsere Leserinnen und Leser der «Fernsicht» am nächsten Regenwochenende gleich an die Arbeit machen.

Tiefschneekurse mit Berg+Tal

Die Vorbereitung für noch mehr Spass mit Ihren frisch präparierten Skiern

Fühlen Sie sich ab und zu unsicher während der Abfahrt abseits der Piste? Meist gründen diese Unsicherheiten auf kleineren Fahrfehlern, die jedoch grosse Auswirkungen zeigen. Gemeinsam mit dem Bergführer arbeiten Sie darauf hin, mit kleinen Korrekturen und Ergänzungen Ihre persönliche Skitechnik zu optimieren, damit Sie Ihre nächste Abfahrt vom Gipfel geniessen können.
Der Grundkurs Tiefschnee eignet sich für sichere Pistenfahrer, der Refresher-Kurs sowie der Aufbaukurs Tiefschnee für Skitourengeher und Variantenfahrer mit etwas Erfahrung abseits der Piste.

Grundkurse Tiefschnee
Refresher Tiefschnee
Aufbaukurs Tiefschnee

Thomas Huber live: In den Bergen ist Freiheit

Ab dem 4. November in Zürich, Bern & Luzern

Seit Jahrzehnten bewegt sich der weltbekannte Kletterer und Extrembergsteiger Thomas Huber hart am Limit. Er feiert grosse Erfolge bei Erstbesteigungen und spektakulären Expeditionen, leidet aber auch unter Niederlagen, Unfällen und einem Nierentumor. Sein Vortrag ist eine wilde und nachdenkliche Reise durch die Welt der «Huberbuam», angefangen bei den ersten Schritten am Fusse der Alpen, bis hin zu Siebentausendern in Pakistan und Kaschmir.

Während Alexander Huber als rationaler und analytischer Planer gilt, sieht sich sein zwei Jahre älterer Bruder Thomas als euphorischen, etwas chaotischen und idealistischen Träumer. Zusammen sind die «Huberbuam» in der Kletterszene als authentisches und stets motiviertes Duo bekannt, das weltweit auf zahllosen Bergen und Gipfeln unterwegs ist. Sei es auf einer lang geplanten Siebentausender-Expedition am Latok 1 in Pakistan oder in der 1‘500 Meter hohen Granitwand des Cerro Kishtwar im indischen Kaschmir.

Der in Bayern aufgewachsene Thomas Huber zeigt einen unterhaltsamen und eindrucksvoll bebilderten Vortrag von der «Hoamt» und vom rebellischen Leben als junger Kletterer im Yosemite Valley, bis hin zu den Expeditionen im Karakorum, der Arktis, Antarktis und in Patagonien. Er erzählt von Aufstieg und Fall, von Scheitern und Erfolg, von Trauer und Glück. Es ist die Lebensgeschichte der «Huberbuam» und eine Hymne auf die Freiheit - intensiv, leidenschaftlich und motivierend, aber auch nachdenklich, tragisch und erschütternd.

Termine: Luzern am 04.11.22, Bern am 05.11.22 & Zürich am 06.11.22

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