Interview mit Rucksackdesignerin Muriel von EXPED. Finden auch Sie den perfekten Rucksack für Ihre nächste Skihochtour.

Grüezi Petra Muster

Bereits der weltbekannte Gletschermann «Ötzi» trug vor ca. 3300 v. Chr. seine Ausrüstung auf dem Rücken mit. Die zur Jungsteinzeit verwendeten «Kraxen» dienten dem Handel über weite Strecken, Hausierern sowie Wasserhändlern. Ähnliche Konstruktionen werden auch heute noch weltweit für den Transport von Waren eingesetzt. Auch Kindertragen sind bei Wanderungen in den Bergen sehr beliebt.


Die Geburtsstunde des Rucksacks, wie wir ihn kennen, geht auf die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Damals wurde der Tornister Bestandteil der Ausrüstung von Soldaten, um auf Märschen die Nahrung, Munition, Wechselwäsche und Schlafutensilien zu transportieren. Moderne Rucksäcke mit einem Innengestell wurden ab etwa 1970 von einem amerikanischen und deutschen Hersteller entwickelt.


Unser Fernsicht-Reporter Jürg Haltmeier durfte den Tüftlerinnen und Tüftlern der Rucksack-Schmiede EXPED im Dachgeschoss einer Hinterhofliegenschaft in Zürich über die Schultern schauen.


Die Ski-Hochtouren-Saison hat schon begonnen. Von Hütte zu Hütte geht es über versteckte Pässe und lockende Gipfelziele quer durch einsame Berglandschaften. Wie einst der «Ötzi» tragen wir dabei unsere Ausrüstung selber mit. Wir präsentieren Ihnen einige der schönsten Durchquerungen in unserem Angebot.


Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Immer für eine Überraschung gut

Interview mit Muriel Weber, Product- und Innovation Managerin bei EXPED

Hallo Muriel, danke für den freundlichen Empfang in deinem Labor. Wie viele Handtaschen besitzt du?

Eine klassische Handtasche besitze ich nicht. Im urbanen Alltag bin ich je nach meiner Mission mit einem schicken City-Rucksack oder einem geräumigen Modell für den Einkauf unterwegs.
Meinen Krimskrams bewahre ich in einem praktischen Organiser auf. So kann ich den Beutel jeweils bequem im betreffenden Rucksack mitführen.


Wechselst du jeweils zum neuesten Rucksackmodell aus dem EXPED-Labor oder besitzt du einen Lieblingsrucksack, den du nicht mehr hergibst?

Ja und ja. Einerseits benütze den mir ans Herz gewachsenen Evergreen «Black Ice» für Touren und auch im Alltag. Den mag ich wirklich nicht mehr hergeben. Andrerseits teste ich auch mit Leidenschaft die neuen Modelle. Da sind mir auch schon kleine Details aufgefallen, die wir in die Weiterentwicklung haben einfliessen lassen.


Ihr habt mit dem Couloir 30 ein neues Damenmodell lanciert. Wie lief bei EXPED der Innovationsprozess ab, woher stammen die vielen guten Ideen für eure Produkte?

Mittlerweile arbeiten bei EXPED mehrere professionelle DesignerInnen für die Produktegruppen Rucksäcke, Zelte, Matten und Schlafsäcke. Der Innovationsprozess wird von der Geschäftsleitung in enger Zusammenarbeit mit dem Verkauf und uns Designern gesteuert.

Das neue Modell «Couloir» basiert auf der Anfang 2019 gefällten Entscheidung, für den Schweizer Markt auf den Winter 21/22 einen Skitourenrucksack herzustellen.


Bei Berg+Tal freuen wir uns darüber, immer mehr Frauen bei Kursen und Touren begleiten zu dürfen. Beobachtet ihr bei EXPED diese Entwicklung ebenfalls in Form einer erhöhten Nachfrage nach für Frauen geeigneten Rucksäcken?

Ja, das beobachten wir ebenfalls. Allerdings gehen wir diese Frage mehr von der technischen Seite an. Bei weniger aufwändigen Konstruktionen wie Daypacks wählen wir einen Mittelweg, der Frauen, Männer und Jugendlichen gerecht wird. Beim «Couloir» handelt es sich um ein raffiniertes, technisch ausgereiftes Rucksacksystem. Der optimale Sitz am Rücken gewährt den bestmöglichen Einsatz während einer Skitour. Sei dies auf langen Skiaufstiegen, Gratklettereien und vor allem bei der Abfahrt. Wir haben das Damenmodell mit kürzerem Rückenteil, und etwas schmaleren und kürzeren Trägern entworfen. Dieses passt übrigens auch, im Schulterbereich etwas schmaler gebauten Männern hervorragend so wie auch das Herrenmodell den athletisch gebauten Frauen gut passt.


Wie lange dauerte der Prozess von der Idee bis zur Auslieferung an die Sporthändler?

Haben wir uns einmal auf ein Produkt festgelegt, können wir den Ablauf der Produkte-Entwicklung in drei Phasen zu je einem Jahr aufteilen:

Im ersten Jahr arbeiten wir am Grunddesign, das wir in einen Prototypen einfliessen lassen. Mit mehreren weiter entwickelten Folge-Prototypen erreichen wir ein Produkteniveau, um eine erste Mini-Serie von sechs Testmodellen fertigen zu lassen.

Im zweiten Jahr wird intensiv getestet. Die Rückmeldungen der Tester fassen wir zusammen. Dies als Basis zur Feinabstimmung und Optimierung des finalen Designs. Auch werden Volumen, Farben und Rückenlängen festgelegt. Darauf werden ca. 60 Verkaufsmuster für die Messen produziert.

Im dritten Jahr werden Produktionsmuster hergestellt, um die gesamten Abläufe in der Fertigungsstrasse der Fabrik zu optimieren. Mittlerweile produzieren wir unsere Rucksäcke in Vietnam. Die Rucksäcke werden somit etwa drei Jahre nach dem Start zur Entwicklung an die Verkaufsstellen ausgeliefert.


Wie arbeitet ihr nun konkret an einem Rucksackdesign. Geschieht dies am Bildschirm oder am Werktisch mit Schere und Nähmaschine?

Ganz neue Modelle entwerfen wir mit einem 3D Designprogramm am Bildschirm. Komplexe Details wie Deckeltaschen lassen wir bei uns im Nähatelier 1:1 herstellen. Nur so können wir sehen, wie die Nähte und die Eigenschaften des Stoffes die Funktionalität beeinflussen. Oft können wir auch auf bewährte Designelemente zurückgreifen, um diese im Sinne einer Evolution in neue Modelle einfliessen zu lassen. Wir nutzen meist die ganze Palette an den uns zur Verfügung stehenden Hilfsmittel aus.

Aus wie vielen Teilen besteht das neue Modell «Couloir»? Woher stammen alle die spezifischen Bauteile wie Schnallen und Schaumstoffelemente?

Der «Couloir» besteht aus mehr als 200 Einzelteilen. Dies sind die zugeschnittenen Stoffteile, Bänder, Reissverschlüsse, Schaumstoffteile, Schnallen und weitere Elemente. Wir verfügen über eine grosse Material-Bibliothek mit der ganzen Auswahl der Zulieferer. Diese Firmen besuchen uns jeweils während den Sportmessen, um ihre neuesten Entwicklungen vorzustellen. Diese Firmen stammen oft aus Südkorea und Taiwan.


Was ist der schönste Moment im Berufsleben einer Rucksack-Designerin?

Im Zeitraum zwischen dem Start der Produktion und der Auslieferung in unsere Lager steigt bei mir die Anspannung ziemlich an. Der schönste Augenblick ist dann, wenn die Serienproduktion erfolgreich läuft und anschliessen die ersten Modelle aus der Produktion geliefert werden. Es handelt sich ja oft um grössere Stückzahlen, da kommen mehrere Tausend zusammen. Da darf nichts schief gehen.


Zum Schluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft. Kannst du mir verraten, woran ihr bei Exped im Moment arbeitet?

So richtig kann ich mir nicht in die Karten schauen lassen, das verstehst du bestimmt. Ein grosses Thema ist die Nachhaltigkeit. Wir arbeiten bereits viel mit rezyklierten Materialien und prüfen es, Produkte aus nur einem Material herzustellen, um die Rezyklierbarkeit zu erhöhen. Zudem berechnen wir den Fussabdruck unserer gesamten Produktepalette und kompensieren den CO2-Ausstoss mit myclimate. 2022 sind schon über 70% unserer Produkte CO2-neutral. Bis 2024 wollen wir bei 100% sein.

An dieser Stelle weise ich noch auf unseren Kundenservice hin. Wir reparieren alle unsere Produkte fachgerecht, sofern dies möglich ist. Somit schonen wir ebenfalls die Ressourcen. Oft wäre ja ein Austausch für uns kostengünstiger.


Muriel, vielen Dank für den umfassenden Einblick in den Arbeitstag einer Rucksackdesignerin. Mich hat dies tief beeindruckt. Auch deshalb, weil ihr ein tolles Team seid, das in einem Hinterhofgebäude mitten in Zürich grossartige Produkteinnovationen umsetzt. Chapeau!

Damenmodell «Couloir» - Details und Bestellung

Skihochtouren mit Berg+Tal: Quer durch einsame Berglandschaften

Die Skihochtouren führen über Gletscher durch hochalpines Gelände. Damit Sie in den vollen Tourengenuss kommen, ist eine gute Skitechnik und sicheres Aufsteigen und Abfahren, auch in steilerem Gelände notwendig. Wir empfehlen Skihochtouren nicht als Saison-Einstieg oder direkt nach einem Skitouren-Grundkurs.
Wir freuen uns, Ihnen hier einige der schönsten Durchquerungen aus unserem Angebot vorzustellen.

Haute Route Light Arolla-Zermatt
3x4000 Monte Rosa
Jungfraujoch-Goms
Grosse Bündner Haute Route

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